Gasterey auf der Reichsburg Cochem

Speisen wie die „alten Rittersleut“? Erleben, wie damals getafelt und gefeiert wurde? Das alles ist möglich beim Rittermahl auf der Cochemer Reichsburg.

Von wegen „armer Ritter“! Was bei der „Gasterey nach Art der alten Rittersleut“ auf der Cochemer Reichsburg aufgetischt wird, hätte schon zur Ritterzeit für freudige „Ahs“ und „Ohs“ unter den edlen Recken und ihren Damen gesorgt.
Führung durch die Innenräume: Der Speisesaal der Burg. Fotos: Reichsburg Cochem GmbH
Schon der Empfang lässt erahnen, dass die Gäste etwas Besonderes erwartet: Zwei mittelalterlich gewandete Wachen öffnen das schwere Burgtor. Nach einer Führung durch die Innenräume der Burg werden die Gäste in den altehrwürdigen Gewölbekeller, der für die „Gasterey“ festlich geschmückt ist, geleitet: warmes Kerzenlicht, bunte Wappen und Felle erlegter Tiere verraten: Gastgeber „Burggraf Balduin“ weiß, was er seinen Gästen schuldig ist. Damit die nicht durstig warten müssen, stehen bereits Steingutbecher mit Moselwein auf der Tafel für sie bereit. Bald erscheint der „Burggraf“ persönlich – im pelzverbrämten Umhang samt Mütze ist er das Bild eines echten Burggrafen.

Speisen mit "Burggraf Balduin".
Das Mahl beginnt für einige Gäste mit einer großen Ehre: „Burggraf Balduin“ bittet sie an seine Tafel, wo sie als seine persönlichen Gäste speisen sollen. Nachdem sie stilecht herausgeputzt sind, kann das Mahl beginnen. Da im Mittelalter nicht Messer und Gabel, sondern die eigenen Hände das bevorzugte „Esswerkzeug“ waren, dürfen sich die Gäste erst einmal die Hände in Kübeln mit gewärmten Wasser waschen.
Währendessen erläutert der Gastgeber die Tischsitten zur Ritterzeit. „Wer bei Tische trutzig dreinschaut, soll auf einer stinkenden Kuhhaut aus dem Saal geschleift werden“; verkündet er finster und schelmisch zugleich. Es folgt der erste Gang: Roggenbrot und Griebenschmalz. „So begann früher jedes Mahl, um den Magen auf den damals sauren Wein vorzubereiten“, erklärt „Graf Balduin“. Das ist heutzutage nicht mehr nötig, ist aber liebgewordene Tradition.
Für „Kurzweyl und Schabernack“ sorgen während des Mahles mittelalterliche Spielleute. Temperamentvoll hopsen und tanzen sie durch den Saal, wobei sie mit den Glöckchen an ihren Füßen den Takt zu ihren frech-fröhlichen Lieder stampfen. Schon bald singt der ganze Saal mit. Ein „geschwätzig Weibsbild“, das nicht gesungen, sondern mit der Tischnachbarin geredet hat, wird vom Gastgeber „schwer bestraft“: Sie muss die Suppe verkosten, denn im Mittelalter wurde oft durch Gift gemeuchelt. Nachdem feststeht, dass niemand den Gästen Böses will, wird die Suppe aufgetischt. Aus riesigen Kesseln schöpfen die Knechte dampfende Rindfleischsuppe. Geschlürft wird sie aus Steingutschalen.
Vor dem „Hauptmahl“ serviert der Burgherr seinen Gästen ein „Schnäuzerchen“ – Schnupftabak. „Das vertreibt die Läus“, meint er schmunzelnd. Nachdem die Gäste geschnupft und kräftig genießt haben, werden deftig gegrillte Putenkeulen aufgetragen. Auch die werden stilgerecht mit den Fingern verspeist.
Zum Abschluss gibt es Trauben, Käse und Gebäck. Nach dem Essen verkündet der „Burggraf“ eine Überraschung: Zwei „Mannsbilder“ aus der Gästeschar haben die Ehre, sich im Wettstreit als der Ritterehre würdig zu erweisen. Beim Baumstammsägen, Minnesang und Bier-Wett-Trinken müssen die Auserwählten zeigen, was sie können. Der Sieger bekommt zum Schluss den Ritterschlag und eine Urkunde, auf der seine „Heldentaten“ verewigt sind.
Die festlich erleuchtete Burg bei Nacht.
Die mittelalterlichen „Gastereyen“ erfreuen sich bei den Gästen der Cochemer Burg großer Beliebtheit. Schließlich hat man nicht alle Tage Gelegenheit, nach Art mittelalterlicher Burggrafen zu speisen.
Immer öfter feiern auch Familien, Vereine oder Firmen ihre Feste nach Ritterart.
Besonders begehrt sind die „Gastereyen“ auch als originelle Weihnachtsfeiern.
Infos und Anmeldung unter:
Reichsburg Cochem GmbH    
Schloßstraße 36
56812 Cochem
Tel.: 0 26 71 / 2 55
Fax: 0 26 71 / 56 91
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